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15.9.11

Systemtheorie (Literaturtheorie)

Meine Bücher zum Thema „Literaturtheorie“:




(Fotos: amazon.de, znak.com.pl)

Und nun zur Systemtheorie (mein Text):

Die Systemtheorie wurde in den 80. Jahren von Niklas Luhmann entwickelt, aber nicht als ein spezifisch literaturwissenschaftliches Verfahren. Systemtheoretische Modelle konzentrieren sich auf die Erfassung des Verhältnisses von Literatur und Gesellschaft und beschreiben Literatur als ein Handlungs- und Sozialsystem. Im Mittelpunkt steht die Frage nach einer Theorie der Gesellschaft, die sich in drei Teile gliedern sollte:
- ein Grundriss der Systemtheorie (Luhmann 1984: Soziale Systeme),
- ein Darstellung des Gesellschaftssystems (Luhmann 1998: Die Gesellschaft der Gesellschaft),
- eine Darstellung der wichtigsten Funktionssysteme der Gesellschaft, neben Wirtschaft, Wissenschaft und Recht auch Kunst (Luhmann 1995: Die Kunst der Gesellschaft).

Ein System besteht aus einer Menge untereinander unabhängiger Elemente und Relationen, die durch strukturelle oder funktionale Ähnlichkeit integriert werden. Veränderungen eines Elements oder einer Beziehung wirken auf alle anderen Systemelemente ein. Innerhalb dieses Systems herrschen bestimmte Regeln, die für dieses System typisch sind und es von anderen abgrenzen. Für Luhmann sind Systeme als Kommunikationsstrukturen zu sehen, deren einzige Funktion die Reduktion von Komplexität ist. Die Systeme sollten System von Umwelt trennen. Diese Trennung vermindert die Weltkomplexität, die die Integrität des Systems bedroht. Kommunikationen werden als kleinste Einheiten von sozialen Systemen verstanden. Sie bestehen aus der Selektion von Information, Mitteilung und Verstehen.

Ein Beispiel für eine literarische Kommunikation:
- Romanproduktion – Mitteilung,
- Darstellung eines Bedeutungsuniversum im Roman – Information,
- die Mitteilung wird durch eine literarische Lektüre angenommen oder abgelehnt (Verstehen).

Alle drei sind kontingent – sie können also immer fehlen, z.B. ein Roman kann gelesen oder nicht gelesen werden. Beide Seiten der Kommunikation – „Ego“ (SprecherIn) und „Alter“ (HörerIn) können Mitteilung, Information und Verstehen unterschiedlich auswählen, d.h. soziale Systeme beruhen auf der doppelten Kontingenz der Kommunikation.

Kunst in der Systemtheorie

Literarische Texte sollten im Rahmen des Systems „Kunst“ analysiert werden. Die Kunst ist als ein funktionales Teilsystem im Gesamtsystem der Gesellschaft zu begreifen. Luhmann versteht die Kunst als ein autopoietisches System der modernen Gesellschaft. Der griechische Begriff „autopoíësis“ bezeichnet einen Prozess der Selbsterschaffung und Selbsterneuerung eines Systems. Luhmann: „autopoietische Systeme sind Systeme, die nicht nur ihre Strukturen, sondern auch die Elemente, aus denen sie bestehen, im Netzwerk eben dieser Elemente selbst erzeugen“ – es geht um die Idee der Herstellung und Stabilität eines funktionalen und in sich geschlossenen Systems durch sich selbst. Luhmann versteht die Kunst und die Gesellschaft als ein autonomes System der Selbstproduktion. Für ihn ist das ganze Gesellschaftssystem autopoietisch - es stützt sich auf Kommunikation. Die Kunst sollte eine bestimmte Form der Kommunikation ermöglichen. Die Kommunikation spielt eine zentrale Rolle in der modernen Gesellschaft – „das Kunstwerk wird hergestellt als Mittel der Kommunikation“. Als Teilsystem der Gesellschaft kann sich die Kunst nicht anders als die Gesellschaft insgesamt verhalten, und das heiβt als Autopoiesis von Kommunikationsprozessen.
Luhmann hat die Analyse der Kunst erfolgreich am Leitfaden der Begriffe der Kommunikation und der Autopoiesis in die Systemtheorie integriert.

Literatur- und Lesersoziologie

In der Systemtheorie spielt die Literatursoziologie eine äuβerst wichtige Rolle. Die Systemtheorie will das Verhältnis zwischen Literatur und Gesellschaft erfassen und die Literatursoziologie fragt nach der gesellschaftlichen Wirkung von literarischen Texten. Es wird nach der Rezeption von Literatur, nach der Soziologie von Lesergruppen und Rezipienten, nach den Institutionen und nach der Literaturvermittlung gefragt.

Kritik an der Systemtheorie

Kritisiert an der Systemtheorie war vor allem, dass sie die Rolle der Literatur in der Gesellschaft auf ihre Funktion im System reduziert. Auβerdem wurde nach der Verbindung von Kunst und Kommunikation gefragt. Die Systemtheorie hat auch die Frage nach der Funktion von Literatur im historischen Prozess in den Hintergrund gedrängt.

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