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7.4.12

Die phantastische Welt von E.T.A. Hoffmann und J.R.R. Tolkien. Teil 5

Die Entstehungsgeschichte des Werkes „Der Herr der Ringe“

In den frühen 1920er begann Tolkien, seinen Kindern regelmäβig phantasievolle Geschichten zu erzählen, die allerdings meist auβerhalb der Mythenwelt spielten, an der er zu dieser Zeit bereits ernsthaft arbeitete. Die 1930 begonnene Geschichte „The Hobbit“ verweist schon mehrfach auf Ereignisse aus seiner Mythologie. Das Buch wurde 1937 veröffentlicht. Auf dringenden Wunsch des Verlags begann Tolkien die Arbeit an einer Nachfolgeerzählung, die zunächst wie „The Hobbit“ als ein Kinderbuch angelegt war. Während des Zweiten Weltkrieges zog sich die Arbeit an seinem Nachfolgeprojekt für den Hobbit hin, das jetzt den Namen “The Lord of the Rings“ trug, und wurde immer wieder durch andere Aufgaben unterbrochen.

Einige Ereignisse oder Beschreibungen, die sich im Buch befinden, wurden mit persönlichen Erlebnissen des Autors assoziiert und auch so interpretiert. Tolkien hat immer das verneint. Trotzdem muss der Leser, der das Wissen über ihn hat, einige Ereignisse, Gestalten mit ihm selbst assoziieren und sie mit den Ereignissen aus seinem Leben verbinden.

Überlegen wir uns nun, wer eigentlich die Hobbits sind. Es ist kein kriegerisches, sondern ein sehr friedliches, ruhiges und fröhliches Volk. Sie wohnen westlich des Flusses Baranduin in der schönen Gegend. Sie leben am Busen der reinen Natur. Die Hobbits lieben Bäume, Blumen, schönes Wetter. Sie haben das Pfeifenkraut entdeckt und kultiviert. Die Hobbits sind ein Volk von Bauern und Gärtnern. Sie lachen, essen und trinken gerne, lieben Ruhe und Stille. Warum ist das wichtig? Weil Tolkien einst gesagt hat: “Im Grunde genommen bin ich ein Hobbit in allem außer der Größe. Ich mag Gärten, Bäume, Felder, ich rauche Pfeife und mag gutes, schlichtes Essen – aber nicht aus dem Kühlschrank – ich kann die französische Küche nicht ertragen. Ich ziehe gerne Westen an. Ich mag frische Champignons, ich habe einen schlichten Sinn für Humor. Ich gehe spät schlafen und stehe spät auf, wenn das möglich ist” (vgl. Grotta 1998, S. 12).

Schon als ein kleines Kind war Tolkien von Sprachen fasziniert. Im Alter von neun Jahren hat er fließend Latein und Griechisch gesprochen. Viel Zeit hat er der Arbeit an seiner eigenen Sprache gewidmet. Nach vielen Jahren hat er stolz gesagt: “Ich habe einige Sprachen ausgedacht, als ich nur acht oder neun war, aber unter dem Einfluss meiner Mutter habe ich ihre Beschreibungen zerstört. Sie hat so etwas für eine unnützliche Unterhaltung gehalten” (vgl. Grotta 1998, S. 27).

In seiner Studienzeit (1911 – 1915) hatte Tolkien zwei Lehrer, die ihn sehr beeinflusst haben. Der erste von ihnen war Joseph Wrighty, der Prodekan der philosophischen Fakultät an der Oxford Universität. Er hat sofort die Sprachinteressen seines Studenten bemerkt und ihm geholfen, die philologischen Grundlagen zu erwerben. Wrighty hat die Studenten Methoden gelehrt, dank denen es möglich war, eine Sprache mit logischen Prinzipien der Wortbildung, der Phonetik und der Flexion zu bilden. Es ist sehr wahrscheinlich, dass eben Wrighty Tolkien dazu überzeugt hat, ihm die Ergebnisse seiner Arbeit zu zeigen. Unter seinem Einfluss begann Ronald, sein eigenes sprachliches System zu bearbeiten. Es war jedoch der andere Englischprofessor, William Craigie , der ihn so beeinflusste, dass Tolkiens Arbeit zur Etappe der regelmäßigen Untersuchungen überging. Craigie war ein weltberühmter Philologe, der auch eine Autorität im Bereich der schottischen Mythologie war. Es muss betont werden, dass eben Craigie Tolkien mit der Sprache und Mythologie von Island und Finnland bekannt machte. Er lehrte ihn auch die richtige Aussprache. Finnisch, neben Walisisch, wurde später zur Grundlage der Elbensprache.

Ein anderer Lehrer, der auf Tolkien einen enormen Einfluss ausübte, war Kenneth Sisam. Er kannte sich besonders gut in der Literatur des 14. Jahrhunderts aus. Sisam weckte in Tolkien das Interesse an der mittelalterlichen Literatur. Indem Tolkien an der Elbensprache arbeitete, entdeckte er eine wesentliche Wahrheit, die später zur Entstehung sowohl “Des kleinen Hobbits”, als auch “Des Herrn der Ringe” führte. Beim Bearbeiten seiner Sprache entdeckte er, dass die Sprache der Mythologie vorangeht. Das Erzählen über die Vergangenheit ist die Geschichte, aber das Erklären der Vergangenheit und die Verbindung ihrer mit der Gegenwart ist bereits die Mythologie. Tolkien wurde klar, dass die Elbensprache eine unnützliche Sprache ist, wenn ihr eine Mythologie oder eine Geschichte fehlt, die ihr Bestehen begründen könnte.

Schon in Oxford versuchte Tolkien, eine Mythologie zu bilden, aber er beendete diese Arbeit nie. Die Geschichte beruhte auf den Legenden, die mit Atlantis zusammenhingen. In seiner Mythologie wurde Atlantis in einen Insel-Kontinent Numenor, in der zweiten Ära der Mittelerde verwandelt. Tolkien arbeitete intensiv an einem Buch “Numenor”, aber er verzichtete dann auf das Projekt. Im Jahre 1916 modifizierte er seinen Mythos und begann die Arbeit an “Silmarillion”. Eine Frucht von diesen zwei Proben war zuerst “Der kleine Hobbit” (am Anfang war das ein separates Buch, aber dann wurde es zum Inhalt des Werks “Der Herr der Ringe” angepasst).

Wie schon früher erwähnt, nahm Tolkien am Ersten Weltkrieg als Soldat teil. Der Krieg beeinflusste ihn tief in mehrerlei Hinsicht. Deswegen kann man im Werk “Der Herr der Ringe” auch Anspielungen auf den Krieg bemerken. Die Beschreibung der Vorbereitungen auf die Schlacht im Buch “Der Herr der Ringe. Die Rückkehr des Königs” kann mit den Vorbereitungen auf die Schlacht an Somma verglichen werden, an der Tolkien teilnahm. C.S. Lewis bemerkte eine augenfällige Ähnlichkeit zwischen seinen Kriegserlebnissen und den Fragmenten aus “Der Herr der Ringe”.

Tolkien fügte auch religiöse Fragen in seine Werke hinzu. Die Mittelerde ist eine Welt ohne die Erbsünde, ohne einen Heiland. Es gibt hier keine Heiligen, keine religiösen Rituale. Und trotzdem richten sich gute Völker (Hobbits, Menschen, Zauberer, Ents, Elben, Zwerge) nach einem ethischen System, das man leicht mit den Regeln der christlichen Religion identifizieren kann.

Es besteht also kein Zweifel daran, dass Tolkien seine persönlichen Erlebnisse und Anschauungen in seine Werke bewusst oder aber unbewusst übertragen hat. Viele Elemente gehen indirekt auf altenglische Mythologie zurück. Auβer diesen Inspirationen ist seine phantastische Welt völlig ausgedacht und detailliert bearbeitet.

Quellen:

Carpenter, Humphrey: “J.R.R. Tolkien. A Biography” (“J.R.R. Tolkien. Wizjoner i marzyciel”), Warschau, Verlag Alfa 1997 (die Űbersetzung ins Polnische von Agnieszka Sylwanowicz).

Grotta, Daniel: “The Biography of J.R.R. Tolkien: Architect of Middle Earth” (“Tolkien. Twórca Śródziemia”), Warschau, Verlag Prószyński i S-ka 1998 (die Űbersetzung ins Polnische von Marcin Wawrzyńczak).

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