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12.12.16

Der Grundrhythmus meines Unterrichts

Drei grundlegende Abschnitte / Phasen:
Einstieg (Eröffnung, Hinwendung, Motivierung)
Erarbeitung (Konkretisierung, Anwendung, Übung, Transfer)
Sicherung / Anwendung (Lernkontrolle, Dokumentation, Präsentation, Reflexion)

Nach: Hilbert Meyer (2002, S. 147-156)

Ein didaktisches Modell für die Phasierung des Unterrichts (P - P - P):
Present --> Präsentieren --> Sprachmaterial oder Informationen werden präsentiert (Input)
Practice --> Üben --> die Informationen werden verarbeitet
Produce --> Produzieren --> mündliche oder schriftliche Äußerung, Verwendug der neuen sprachliche Mittel (Output)

Die Art, wie ich Unterricht plane, verhält sich zum Grundrhyhtmus "Einstieg - Erarbeitung - Sicherung" folgendermaßen:

Ich organisiere und strukturiere den Lernprozess sehr ähnlich, um ihn so gut wie möglich zu unterstützen. Phasen von Konzentration wechseln mit Phasen der Entspannung ab, damit die Aufmerksamkeit der Lernenden nicht nachlässt. So wird die Motivation aufrechterhalten. Die Abschnitte sollten in Einklang untereinander sein.

Der Sinn der Phasierung des Unterrichts:

Die Phasen einer Unterrichtsstunde oder einer sich über mehrere Stunden erstreckenden Unterrichtssequenz sind so etwas wie die Kapitel eines Buches. Sie strukturieren den Ablauf, erleichtern die Übersicht, bringen Abwechslung und Tempo in den Unterricht, bieten Halte- und Ruhepunkte und damit Gelegenheit zu besserer Orientierung und neuer Aufmerksamkeit. Eine genaue Planung einzelner Phasen erleichtert es dem Lehrer, für methodische Vielfalt im Unterricht zu sorgen und den thematischen roten Faden der Stunde nicht aus den Augen zu verlieren. Darüber hinaus liefern sie die notwendige Transparenz und sorgen nachhaltig für eine wachsende Planungskompetenz auch auf Seiten der meisten Schüler.

Thomas Unruh (www.guterunterricht.de)



Was können die einzelnen Abschnitte enthalten?
Einstieg
Erarbeitung
Sicherung
          -  Hausaufgaben besprechen
          - Lernziel / Inhalte vermitteln
           - Brainstorming
           - Aufgabenstellung
          - provozieren
           - Wiederholung
           - Vorwissen aktivieren
           - motivieren
           - Lernmaterial präsentieren
           - Lehrervortrag
           - Klärung von Fragen
           - Planung der  Aufgabenbearbeitung
           - Unterstützung durch den  Lehrer / die Lehrerin
           - Semantisierung
           - Systematisierung
           - Verständnisfragen
           - reproduktives Üben
           - Regelfindung
           - Arbeitsergebnisse präsentieren
           - teilreproduktives Üben
           - automatisieren
           - produktives Üben
           - Anwendung
           - Methodenreflexion
           - formfokussierte Reflexion
           - Transfer
           - Evaluation
           - inhaltsorientierte Reflexion
           - Zusammenfassung
           - Hausaufgabe
           - Weiterarbeit


Wie strukturiere ich meinen Unterricht?

1. Einstieg - im Einstieg gibt es meistens eine Wiederholung. In Bezug auf die letzte Unterrichtsstunde stelle ich den Lernenden gezielte Fragen. Manchmal stellt es sich heraus, dass sie ihr Wissen noch nicht anwenden können. Dann weiß ich, dass ich eine Wiederholung planen muss.
Im Einstieg wird auch eine Hausaufgabe besprochen, wenn es sie gab

In Bezug auf ein neues Thema wird das Vorwissen aktiviert. Ich bin davon überzeugt, dass Assoziogramme eine tolle Methode dafür sind. Im Laufe der Jahre habe ich eine Unterrichtsstunde, in der ein neues Thema behandelt werden sollte, oft so angefangen. Die Lernenden lassen sich immer etwas einfallen. Eine solche Aufgabe ist auch deswegen motivierend, weil sie gemeinsam gemacht wird. Es kann natürlich sein, dass ein Lerner nicht aktiv teilnimmt, aber dies ist für ihn auch nicht demotivierend, weil er z.B. Vokabeln nur beim Zuhören wiederholt.

Auch Brainstorming ist eine effektive Methode, um eine Unterrichtsstunde zu beginnen. Warum? Es gibt folgende Grunde dafür:

·       -   selbstverständlich gibt es in jeder Gruppe leistungsstarke Lerner und auch solche Lerner, die noch nicht so weit sind. Durch Brainstorming kann man jedoch alle motivieren: wenn wir uns über ein Thema Gedanken machen, fällt bestimmt jedem etwas ein;
·         - die Lernenden können ihre Ideen und Vorschläge frei äußern;
·         - möglichst viele Ideen werden gesammelt;
·         - die Ideen werden der Kritik anderer nicht ausgesetzt;
·        -  eine Idee kann sich unterschiedlich weiterentwickeln;
·         - man kann geäußerte Gedanken ergänzen;
·         - das freie Assoziieren lässt die Teilnahme aller Lernenden zu;
·         - auch ungewöhnliche Ideen können geäußert werden.

Damit Brainstorming effektiv ist, muss eine weitreichende oder eine konkrete Frage verständlich für alle geäußert werden.

2. Erarbeitung: es gibt viele Methoden, die die Durchführung der Erarbeitung eines Themas ermöglichen. Ich habe ein Beispiel hierfür vorbereitet:

Thema:Kannst du Schi fahren? Ja, ich kann Schi fahren”. (Niveau: A1)

Hauptziel: der Schüler soll das Verb „können“ und den neuen Wortschatz in kommunikativen Situationen richtig anwenden.

Feinziele:    1. Der Schüler kann das Verb „können“ konjugieren und es richtig aussprechen.
2. Der Schüler kann die Frage „kannst du... (z.B. reiten, Schi fahren)?“ beantworten.    
3. Der Schüler kennt die Wortfolge des Satzes mit dem Verb „können.“
4. Der Schüler kann den neuen Wortschatz in kommunikativen Situationen anwenden.

Die Ziele der konkreten Übungen in der Phase der Erarbeitung:

1. Die Schüler assoziieren eine Tätigkeit mit einem entsprechendem Bild.
2. Die Schüler können intuitiv die Frage: „kannst du.......?“ beantworten.
3. Der Schüler kann das Verb „können“ fehlerlos konjugieren und es richtig aussprechen.
4. Er weiß, dass diese Konjugation unregelmäßig ist und dass das zweite Verb nach dem Verb „können“ am Ende des Satzes stehen muss.

Wie sieht die Erarbeitung aus?

Der Lehrer sagt: „Ihr kennt schon viele, viele Verben. Heute werdet ihr ein neues Verb kennen lernen“. Der Lehrer hat für die heutige Unterrichtsstunde einige Bilder vorbereitet (sie müssen klar und deutlich sein, damit die Schüler keine Zweifel haben, was sie darstellen). Die Bilder stellen einige Tätigkeiten dar (z.B. schwimmen, Schi fahren, reiten). Der Lehrer zeigt das erste Bild und hängt es an die Tafel (z.B. das Bild, das jemanden darstellt, der reitet). Er sagt: „Er kann reiten“. Dann folgt das zweite Bild (das jemanden darstellt, der schwimmt). Der Lehrer sagt: „Sie kann schwimmen“. Auf diese Art und Weise folgen noch 3 Bilder. Dann stellt der Lehrer einzelnen Schülern Fragen, indem er ein entsprechendes Bild zeigt. Beispielsweise: „Ich kann reiten. Und du, kannst du reiten?“, „Ich kann Tischtennis spielen. Und du, kannst du Tischtennis spielen?“ Die Schüler beantworten die Fragen. Wenn sie irgendwelche Schwierigkeiten haben, hilft ihnen der Lehrer beim Beantworten der Fragen.

Dann sagt der Lehrer: „Ok, das war eine kleine Einführung. Jetzt lernen wir ein bisschen über das Verb „können“. Bitte, macht die Bücher auf, S. 50. Hier seht ihr die Konjugation des Verbes können.“ Der Lehrer erklärt die Bedeutung dieses Verbs. Dann liest er langsam die Sätze mit konjugiertem Verb „können“ vor (S. 50). Jetzt sagt er: „Jetzt üben wir die Aussprache des Verbes können. Ich lese einen Satz vor und ihr sprecht nach, ok?“ Auf diese Weise liest der Lehrer jeden einzelnen Satz vor und alle Schüler sprechen nach.

Nachher sagt der Lehrer: „Wir haben die Aussprache geübt. Ihr habt sehr schön nachgesprochen. Jetzt schreibe ich die Konjugation des Verbes können an die Tafel und ihr schreibt sie in die Hefte auf, ok?“ Dann sagt der Lehrer: „das ist die Konjugation, aber sie ist ein bisschen besonders. Wodurch unterscheidet sich diese Konjugation von der Konjugation der Verben lernen, malen und sagen? Wer weiß?“ Jetzt sollten die Schüler die Unterschiede bemerken und sich melden. Ein Schüler beantwortet die Frage (natürlich wenn der Schüler einen Fehler gemacht hat, korrigiert der Lehrer). Der Lehrer erklärt auch, dass nach dem Verb „können“ das zweite Verb am Ende des Satzes stehen muss.

Er zeigt das an Beispielen, die er vorgelesen hat. Der Lehrer sagt: „Ok, jetzt wisst ihr, dass diese Konjugation ein bisschen anders aussieht. Ihr müsst euch die Unterschiede merken. Das ist sehr wichtig. Jetzt werden wir diese Konjugation üben.“

3. Sicherung  - in dieser Phase konzentriere ich mich auf die Anwendung des Materials, der neuen sprachlichen Strukturen.

Thema:Kannst du Schi fahren? Ja, ich kann Schi fahren”.

Hauptziel: der Schüler soll das Verb „können“ und den neuen Wortschatz in kommunikativen Situationen richtig anwenden.

Feinziele:    1. Der Schüler kann das Verb „können“ konjugieren und es richtig aussprechen.
2. Der Schüler kann die Frage „kannst du... (z.B. reiten, Schi fahren)?“ beantworten.   
3. Der Schüler kennt die Wortfolge des Satzes mit dem Verb „können.“
4. Der Schüler kann den neuen Wortschatz in kommunikativen Situationen verwenden.

Übungsphase

Ziel: Der Schüler kann das Verb „können“ konjugieren. Er kennt die Wortfolge des Satzes mit diesem Verb.

Der Lehrer erklärt, worin die Übung  besteht. Die Schüler sollten die Lücken mit einer entsprechenden Form des Verbs „können“ ergänzen. Der Lehrer verteilt an die Lernenden die Blätter mit Übungen. So sieht eine von mir vorbereitete Übung aus:

Ergänze die Lücken mit einer entsprechenden Form des Verbs können!
ich ........................... wandern
du ........................... tanzen
er ........................... Drachen fliegen
sie ............................ Rad fahren
es ................................. segeln
wir ............................... rodeln
ihr ................................ Schi fahren
sie ................................. joggen
Sie ................................. angeln

Die Schüler lesen ihre ergänzten Sätze vor. Der Lehrer korrigiert eventuelle Fehler.

Jetzt folgt noch eine Übung. Die Klasse wird in Paare eingeteilt. Jedes Paar bekommt einige Wörter, die einen Aussagesatz oder eine Frage bilden sollten, z.B.

Sie – können - ? – fahren – Rad
segeln – du – nicht – kannst
könnt – fliegen ? – ihr – Drachen
malen – sie - können
er – spielen – Tischtennis – kann
sie – reiten – kann – nicht
ich – laufen – Schlittschuh – kann
es – fahren – kann – Rad
rodeln – wir – können

Die Schüler machen diese Übung in Paaren und dann lesen 3 Paare ihre Lösungen vor. Der Lehrer korrigiert eventuelle Fehler.


4. Reflexion  

Ich konzentriere mich auf die form- und inhaltsfokussierte Reflexion der Unterrichtsstunde. Auch auf die Methoden wird eingegangen. Ich analysiere mit den Lernenden die Unterrichtsstunde. Es ist mir wichtig, ein "frisches" Feedback zu bekommen. Die Lernenden bekommen eine Möglichkeit, Fragen zu stellen. Eventuelle Schwierigkeiten werden geklärt. Ich gebe der Gruppe eine Hausaufgabe auf und erkläre, wie sie zu machen ist. Manchmal gibt es auch zusätzliche Hausaufgaben, die gemacht werden können, aber nicht müssen. 

1.12.16

Die Leitfragen zur Planung von Unterricht

1. Was will ich erreichen? Wie formuliere ich Lernziele und kohärente Teillernziele?

2. Wo stehen meine Lernenden? Wie ist ihre Ausgangslage? Wie passe ich Unterrichtsverläufe an die Ausgangslage der Lernenden an?  Wie berücksichtige ich die Heterogenität der Gruppe bei der Planung?

3. Was tun die Lernenden, um das Lernziel zu erreichen? Welche Bedeutung haben die Lernaktivitäten und wie ordne ich den Teillernzielen passende Lernaktivitäten zu?

4. Wie arbeiten die Lernenden zusammen? Wie ordne ich Teillernzielen passende Arbeits- und Sozialformen zu? Wie sind die Kriterien für die Bestimmung von Sozialformen?

5. Womit arbeiten die Lernenden? Wie sind die Kriterien für die Auswahl von Lernmaterialien?

6. Wie präsentiere ich die Lehr-/Lernmaterialien? Wie wende ich Kriterien für die Auswahl bestimmter Medien an?

7. Was tut die Lehrerin / der Lehrer? Wie reflektiert sie/er ihre/seine Rolle bei der Unterrichtsplanung? Wie sind die Kriterien für die Bestimmung von Lehraktivitäten?


8. Wie evaluiere ich das Erreichen von Lernzielen? Haben die Lernenden die Teillernziele erreicht? 

27.11.16

„Merkur legt Ihnen Steine in den Weg“ - Phraseologismen in den Horoskopen

Das Ziel des vorliegenden Beitrags ist es, die Präsenz von Phraseologismen in den Horoskopen darzustellen und ihre Rolle zu besprechen. Die linguistische Seite von Horoskopen gehört zu meinen wissenschaftlichen Interessen. Seit drei Jahren analysiere ich Horoskope und habe festgestellt, dass sie sich durch eine hohe Frequenz von Phraseologismen auszeichnen.

            An dieser Stelle wirft sich die Frage auf, was unter dem Begriff  „Horoskop“ verstanden wird. Was erwarten die LeserInnen von einem Horoskop? Im DUDEN[1] wird es als Voraussage über kommende Ereignisse aufgrund von Sternkonstellationen definiert. Horoskope haben einen informativ-unterhaltenden Charakter und ihre sprachlich-stilistischen Mittel hängen vom Zeitschriftentyp ab[2].

            Der Analyse liegen die Horoskoptexte vor, die regelmäßig in der Frauenzeitschrift    „7 Tage“ erscheinen und sich auf einen einwöchentlichen Zeitraum beziehen. Das zu untersuchende Korpus besteht aus Horoskopen in 24 Heften von 41/2008 bis 12/2009. Diese Zeitschrift wurde gewählt, weil sie eine der populärsten Frauenzeitschriften auf dem deutschen Pressemarkt ist und sich an eine breite Leserinnenschicht wendet. Die zu lesenden Horoskope sind kurz, haben eine leserfreundliche Form, beziehen sich sowohl auf das private, als auch auf das berufliche Leben, so dass jede Leserin angesprochen wird. In einer kurzen Form sind zahlreiche Ratschläge und Hinweise enthalten – wir haben es mit einem Verhaltensangebot zu tun, welches keine komplizierten Lösungen vorschlägt.

            Die Frequenz von Phraseologismen ist auffällig -  verbale, substantivische, adjektivische und adverbiale Phraseologismen treten in jedem Horoskop auf. Meine Aufmerksamkeit widme ich verbalen Phraseologismen, weil sie am häufigsten vorkommen. Die somatischen Phraseologismen bilden die umfangreichste Gruppe: aus dem Bauch heraus entscheiden, etw. aus den Augen verlieren, etw. übers Knie brechen, auf offene Ohren stoβen, für etw. ein gutes Händchen haben, etw. vor Augen behalten, sich die Zähne ausbeißen. Wie erwartbar, beschreiben sie unterschiedliche Situationen.  Um eine thematische Klassifizierung von Phraseologismen tentativ, kontext- und situationsgebunden darzustellen, wurden einige Gruppen unterschieden: eine positive Entwicklung (die Oberhand gewinnen, jdn. in die richtige Richtung schieben, jdn. auf den richtigen Kurs bringen, ins Lot kommen), Glück/Erfolg (auf Wolke 7 schweben, auf der Sonnenseite sein, etw. in vollen Zügen genieβen, Bäume ausreiβen können), Warnung (etw. aus den Augen verlieren, sich in Grenzen halten, sich auf seinen Lorbeeren ausruhen, jdm. Steine in den Weg legen), eine realistische Beurteilung einer Situation (auf dem Boden der Tatsachen bleiben, auf dem Teppich bleiben, etw. vor Augen behalten). Die Expressivität der Phraseologismen und ihre Bildlichkeit kommen in Mini-Szenarien zum Ausdruck, die zusätzlich um zahlreiche Metaphern, Kollokationen und bestimmte, überaus häufig auftretende lexikalische Einheiten (z.B. Erfolg, Liebe, Partner, Beziehung, Harmonie, Entspannung, Gefühle) ergänzt werden.

            Abgesehen von teil- oder vollidiomatisierten Phraseologismen, die die Kriterien der Polylexikalität, Festigkeit und Idiomatizität[3] weitgehend erfüllen,  unterscheiden die Linguisten ebenfalls Phraseologismen im weiteren Sinne (die sog. topischen Formeln), d.h. Sprichwörter, Antisprichwörter, Sagwörter, Lehnsprichwörter, geflügelte Worte, Gemeinplätze sowie spezielle Klassen von Phraseologismen, ergo Modellbildungen, Zwillingsformen, Kinegramme[4]. Um die volle Charakteristik von Horoskopen zu erfassen, sollte man die erwähnten Klassen von Phraseologismen einbeziehen. Kennzeichnend für die Horoskope sind Sprichwörter (z.B. in der Ruhe liegt die Kraft, auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig kann man nicht tanzen, jeder ist seines Glückes Schmied, der Schein trügt, es ist nicht alles Gold, was glänzt), Modellbildungen (Glas um Glas, von Tag zu Tag) und Zwillingsformeln (klipp und klar, fix und fertig).

            Zusammenfassend darf man wohl sagen, dass die Horoskope ein geeignetes Untersuchungsmaterial für die an Phraseologismen interessierten Sprachwissenschaftler bilden, zumal sie Phraseologismen textsortenspezifisch, adressaten- und situationsangemessen vermitteln. Expressivität, Bildlichkeit,  Offenheit, Wortspiele und eine leserfreundliche Form sind wesentliche Merkmale von diesen kohärenten Texten, die sich auch im Deutschunterricht als äußerst nützlich erweisen können.



[1] Kunkel-Razum, Kathrin / Scholze-Stubenrecht, Werner [u.a.] (Hrsg.) (2007): Duden. Deutsches Universalwörterbuch. 6., überarbeitete und erweiterte Auflage. Mannheim [u.a.]: Dudenverlag, 850.
[2] vgl. Köster, Lutz: Phraseologismen in populären Kleintexten und ihr Einsatz im DaF-Unterricht. In: Lorenz-Bourjot, Martine / Lüger, Heinz-Helmut (Hrsg.) (2001): Phraseologie und Phraseodidaktik. Wien: Ed Praesens, 137.
[3] vgl. Burger, H. (2007): Phraseologie. Eine Einführung am Beispiel des Deutschen. Berlin: Schmidt, 15-32.
[4] vgl. ebd., 39-50.

20.11.16

Die Aktivitäten von Lehrkräften: meine Erfahrung

a) Ich gestalte den Ablauf meines Unterrichts, indem ich…

- plane, welche Materialien ich benutzen werde
- darüber nachdenke, was den Lernenden die meisten Schwierigkeiten bereiten könnte
- plane, was ein guter Einstieg wäre
- entscheide, wie ich mich auf die letzte Unterrichtsstunde beziehe
- Arbeitsblätter erstelle
- geeignete Medien aussuche (z.B. indem ich im Internet recherchiere).

b) Ich leite meine Lernenden an, indem ich…

- ihnen die Aufgabenstellung erkläre
- sie darüber informiere, was sie für sie nächste Unterrichtsstunde vorbereiten / wiederholen sollten
- ihnen erkläre, wie sie sie die Unterrichtsstunde nachbereiten können
- reagiere, wenn ich sehe, dass eine Übung ihnen Schwierigkeiten bereitet. Auf Schwierigkeiten oder Fragen gehe ich immer ein
- die Phasen der Unterrichtsstunde so plane, dass die Lerner das Gefühl haben, dass die einzelnen Etappen miteinander verbunden sind.

c) Ich kooperiere mit meinen Lernenden, wenn ich…

- sie bei den Lernaktivitäten unterstütze
- ihre Fragen beantworte, auf ihre Fragen eingehe
- ihnen alles erkläre, was sie nicht verstehen
- auf Lernhilfen hinweise
- sie darauf aufmerksam mache, was sie selbst zu Hause machen können, um den Unterrichtsstoff besser zu beherrschen.

d) Ich korrigiere/verbessere, indem ich…

- nicht gleich die richtige Antwort gebe, sondern die Lernenden selbst auf die richtige Antwort kommen lasse
- nicht gleich den ganzen Satz / den ganzen Text durchstreiche und neu schreiben lasse, sondern indem ich mit dem Lerner die Fehler analysiere
- einen Text vorlesen lasse und indem die Fehler gemeinsam analysiert und korrigiert werden
- die Texte / Aufsätze zu Hause lese und korrigiere. Im Unterricht wird auf sie eingegangen

e) Ich motiviere meine Lernenden, indem ich...

- sie für ihre Fortschritte beim Lernen lobe
- Zeit dafür widme, den Unterrichtsstoff zu wiederholen, wenn ich sehe, dass die Lerner dies brauchen
- die Lerner darüber informiere, was sie gut beherrscht haben und woran sie noch arbeiten sollten (und wie, mit welchen Methoden)
- den Schwierigkeitsgrad des Unterrichtsstoffs berücksichtige.

f) Ich gebe Impulse, indem ich…

- den Lernern verschiedene Medien zur Verfügung stelle, die sie beim Lernen benutzen können
- sie darauf hinweise, wo sie mehr Übungen finden können
- ihnen gute Internetseiten empfehle
- ihnen Teilnahme an extra Aktivitäten vorschlage (wie z.B. AG, Tag der offenen Tür, Wettbewerb)
- ihnen nicht sofort fertige Regeln zur Verfügung stelle, sondern indem ich sie Regeln aufgrund der Beispiele bilden lasse.

g) Ich unterstütze meine Lernenden, indem ich…

- auf ihre Fragen antworte
- ihnen bei Schwierigkeiten helfe
- helfe, wenn Partner- oder Gruppenarbeit nicht funktioniert
- ihnen geeignete Medien empfehle (zur Nachbereitung und zur Erweiterung der Deutschkenntnisse)
- sie darüber informiere, wie sie ihr Wissen zu Hause erweitern können
- flexibel in Bezug auf die Arbeitsformen bin.




Ich am Gymnasium Traben-Trarbach (Deutschland, 12. Mai 2011)

31.10.16

Möglichkeiten der Binnendifferenzierung im DaF-Unterricht

Im heutigen Beitrag findet ihr die Möglichkeiten, die ich im Unterricht benutze und die sich bei mir sehr gut bewährt haben:

1. Im Unterricht sind 15 Teilaufgaben zu machen:
  • Ich teile die Klasse z.B. in drei Gruppen ein. In jeder Gruppe gibt es einen Lerner, der etwas mehr kann als die anderen. Er kann den anderen helfen.
  • Ich stelle zur Wahl: 2 von 15 Teilaufgaben müssen nicht gemacht werden.


2. Textarbeit:
  • Die Lernenden bearbeiten einen Textabschnitt in Gruppen, sie können ein Wörterbuch benutzen.
  • Wenn eine Regel formuliert werden soll, stelle ich zur Wahl, ob dies schriftlich oder mündlich geschehen soll.


3. Wortschatzarbeit:
  • Die Lernen entscheiden, ob sie die Vokabeln ins Vokabelheft oder ins Deutschheft eintragen.
  • Sie entscheiden, ob sie ein traditionelles Wörterbuch oder ein Wörterbuch im Handy benutzen.

4. Dialogarbeit:
  • Die Lerner bekommen ein Arbeitsblatt mit Ausdrücken, die sie im Dialog benutzen können.
  • Alle können versuchen, den Dialog zu erweitern.


Zehn allgemeine Vorschläge zur Binnendifferenzierung:

1. Man kann die Lerner in Gruppen einteilen. In jeder Gruppe gibt es einen Lerner oder 2-3 Lerner, die etwas mehr können. So können sie den anderen helfen.
2. Ich stelle zur Wahl, ob die Lerner ein traditionelles Wörterbuch oder ein Wörterbuch im Handy benutzen.
3. Ich stelle zur Wahl: wenn es 15 Teilaufgaben gibt, kann man auf 2-3 verzichten.
4. Die stärkeren Lerner bekommen eine zusätzliche, ein wenig schwierigere Aufgabe (als die Hausaufgabe).  
5. Bei der Dialogarbeit bekommen die Lerner fertige Ausdrücke, die sie benutzen können, aber nicht müssen.
6. Man kann nach Hilfsmitteln im Internet recherchieren.
7. Dialoge kann man erweitern, aber man muss nicht.
8. Die Lerner haben eine Möglichkeit, sich einen Hörtext 2 Mal oder 3 Mal anzuhören.
9. Die Länge eines Textes, der verfasst werden sollte, wird nicht festgelegt. Beispielsweise: man muss mindestens 100 Wörter schreiben, aber man kann auch einen längeren Text schreiben.
10. Die Lerner entscheiden, ob sie Beispieldialoge bekommen möchten oder nicht. 

17.10.16

Adjektiv oder Substantiv? Ein Arbeitsblatt

Heute findet ihr auf dem Blog ein von mir vorbereitetes Arbeitsblatt. Übungen, die ich erstellt habe, beziehen sich auf einen Aspekt der Rechtschreibung, der oft Probleme bereitet: Handelt es sich um ein Substantiv oder um ein Adjektiv? Eine Merkregel ist auch da!

30.9.16

Meine Arbeit mit Flüchtlingen (DaF-Unterricht)

Seit Oktober 2015 unterrichte ich Flüchtlinge an der Berufsbildenden Schule und am Übertrieblichen Ausbildungszentrum in Wittlich (Rheinland-Pfalz). Der Jugendmigrationsdienst in Trier beschäftigt sich intensiv mit der Unterstützung der Flüchtlinge. Dazu gehört selbstverständlich die Integration, die ohne Sprachförderung nicht funktioniert.

So habe ich eine Chance bekommen, neue Berufserfahrungen zu machen.

Ich unterrichte zwei Gruppen: eine an der Berufsschule und die andere am Ausbildungszentrum. Da lernen heutzutage viele Flüchtlinge, weil es natürlich darum geht, dass sie Deutsch lernen und dann eine Ausbildung machen.

Wie sind "meine" Flüchtlinge?

In einer Gruppe habe ich Flüchtlinge aus Syrien, die erst das deutsche Alphabet richtig beherrschen müssen, also leite ich eigentlich einen Alphabetisierungskurs. Man merkt, dass die Teilnehmer viel sagen können. Das Lesen und das Schreiben klappt noch nicht. Ich benutze Lehrwerke zur Alphabetisierung, aber viele Übungen erstelle ich selbst.

In der anderen Gruppe gibt es Flüchtlinge aus Syrien, Eritrea, Afghanistan oder Somalia. Auch ein Junge aus Polen ist da. Was kann ich sagen? Die Arbeit ist toll, obwohl nicht einfach. Es fällt mir immer wieder auf, wie unterschiedlich unsere Mentalitäten sind. Aber das macht diese Arbeit so faszinierend! Ich lerne so viel von der Welt, wer hätte das gedacht? Auf jeden Fall kann ich sagen, dass ich meinen Horizont erweitert habe. Ich muss jedoch vorsichtig sein - manchmal nehme ich etwas Bestimmtes an. Etwas, was für mich als Europäerin selbstverständlich ist. Es stellt sich jedoch heraus, dass manches für die Teilnehmer völlig neu ist. Was tue ich dann? Ich versuche, mich in ihre Lage hineinzufühlen, ihre Denkweise zu verstehen. Ich stelle mir die Frage: Wie kann ich etwas vermitteln, was sich für mich von selbst versteht? Jetzt gelingt es sehr gut, weil ich schon so viel Erfahrung habe.

Was ist nicht so einfach? In der zweiten Gruppe unterrichte ich auf dem Niveau A1-A2. Die Jungs verstehen sehr viel und können viel sagen. In dieser Gruppe gibt es viele Muttersprachen. Wenn ein neues deutsches Wort im Unterricht vorkommt, muss ich die Bedeutung vermitteln. Das ist oft nicht einfach, weil man nicht alles zeigen kann (durch Gestik und Mimik) oder vor allem wenn es sich um abstrakte Begriffe handelt. Jetzt habe ich jedoch meine Methoden. Es ist so interessant, wenn es sich herausstellt, dass ein deutsches Wort kein persisches Äquivalent hat. Ich lerne auf diese Art und Weise kleine Unterschiede zwischen den Sprachen kennen.


So, das wären meine Reflexionen über die Arbeit mit Flüchtlingen. Das nächste Mal stelle ich euch Lehrwerke vor, mit denen ich arbeite. 

27.9.16

Der frühschulische Fremdsprachenunterricht?

Der obligatorische Fremdsprachenunterricht beginnt meistens in der 1. Klasse der Grundschule. In vielen Ländern fängt er früher an.  

Die Schüler im Alter von 6-7 Jahren halten den Fremdsprachenunterricht oft für einfach und attraktiv. Im Unterricht haben sie meistens keinen Stress. Die Schüler, die den Fremdsprachenunterricht später beginnen, meinen häufig, dass er schwierig und nicht besonders angenehm ist.

Manche Fachleute finden, dass das Alter von 10 Jahren das beste Alter ist, um den Fremdsprachenunterricht zu beginnen. Die Kinder können dann noch die richtige Aussprache beherrschen und sich auch formelle Aspekte einer Fremdsprache aneignen. Man geht oft davon aus, dass die Kinder im Alter von 8-9 Jahren schon recht gut lesen und schreiben können. Sie haben sich schon ein Begriffssystem gebildet.

Die Anhänger des früh schulischen Fremdsprachenunterrichts sind vor allem Lehrer, die in den Fremdsprachenunterricht sehr engagiert sind. Man führte zahlreiche Untersuchungen durch, die sich mit diesem Thema beschäftigt hatten. Elfjährige Schüler beherrschen im Laufe von 2 Jahren eine Fremdsprache so gut wie achtjährige Schüler im Laufe von 3-4 Jahren. Vielen Untersuchungen zufolge können ältere Kinder schneller und effektiver lernen.

            Es gibt einige Voraussetzungen, die den effektiven frühschulischen Fremdsprachenunterricht sichern können. Es sind u.a. folgende:

- die Didaktik sollte der Phase der Entwicklung der Kinder angepasst sein,
- den Fremdsprachenunterricht sollen kompetente, darauf gut vorbereitete Lehrer leiten,
- man sollte einen guten Übergang vom frühschulischen bis zum weiteren Fremdsprachenunterricht sichern,
- einen ausgeprägten Einfluss auf die Effektivität des Fremdsprachenunterrichts haben Lehrwerke. Man empfiehlt Lehrwerke, die die Fortsetzung des Fremdsprachenunterrichts berücksichtigen und deren Inhalte dem Alter der Lerner angepasst sind.

Der frühschulische Fremdsprachenunterricht hat eigentlich keine so lange Tradition in Europa. Man meinte häufig, dass der ganze Prozess des Fremdsprachenunterrichts im ständigen Wiederholen, im Nachahmen bestehen kann. Aber die Aneignung der Fremdsprache besteht in der intuitiven Bildung der Regeln, in der Entdeckung der sprachlichen Strukturen, in der Verallgemeinerung des angeeigneten Wissens (durch Regeln).  

Der Fremdsprachenunterricht ist effektiver, wenn die Unterrichtseinheiten kürzer sind und öfter stattfinden. Der frühschulische Fremdsprachenunterricht sollte nur die erste Etappe des Lernens einer Fremdsprache sein, aber manchmal haben die Schüler keine Möglichkeit, eine Sprache weiter zu lernen (z.B. weil die Familie umzieht oder weil eine Sprache an einer anderen Schule nicht angeboten wird).

Der frühschulische Fremdsprachenunterricht kann einen Integrationscharakter haben. Er kann thematisch z.B. mit Kunst, Sport oder Mathematik verbunden werden. Die Lehrer müssen aber sprachlich darauf vorbereitet sein. Die besten didaktischen Ergebnisse sind wahrscheinlich, wenn die Gruppen nicht mehr als 8 – 12 Schüler zählen.

Die Aktivitäten im Unterricht sollten den Veranlagungen, der Logik und den Möglichkeiten der Kinder entsprechen. Sie sollten ihnen auch Spaß machen. Man kann Märchen, die die Kinder mögen, in den Unterricht einführen.

Im Studium auf Lehramt und im Laufe der Jahre (seit 2010 arbeite ich im Lehrerberuf) habe ich verschiedene Methoden kennen gelernt, mit deren Hilfe man den Lernern die vier Fertigkeiten beibringt (Lesen, Schreiben, Sprechen, Hören). Ich habe verstanden, wie wichtig die Wiederholung ist (repetitio es mater studiorum!) und  viel über die Bedeutung der Erzähltexte erfahren, z.B.:
- Welche eignen sich für den Fremdsprachenunterricht?
- Warum sollte man auf sie nicht verzichten?
- Wie sollte man mit ihnen arbeiten?


So, das wäre meine Reflexion. Das nächste Mal schreibe ich über meine Arbeit mit Flüchtlingen. 

21.9.16

Christian Hofmann von Hofmannswaldau: "Die Welt" (1679). Analyse und Interpretation. Teil 2

Stilmittel im Sonett:

Vers 1 und 2 - zwei Fragen --> eine deutliche Aufforderung, Verstärkung - der Zusammenhang der Fragen wird durch die Anapher verstärkt

Vers 1 und 2, 3 und 4, 5-8 - Anapher

"berühmtes Glänzen", "ganze Pracht" - Ironie

Vers 3 - "schnöder Schein" - Alliteration 

Vers 4 - "ein schneller Blitz" - Metapher, bedeutet die kurze Dauer. Es ist auch ein Pleonasmus - der Blitz ist immer schnell, dies betont, wie schnell die Vergänglichkeit ist. "schwarz gewölkte Nacht" --> steht für die Welt, für die Widersprüchlichkeit

Vers 7 - "Sklavenhaus" - Metapher --> Leiden, Last, Leben, Schwierigkeiten, Belastung 

Vers 8 - "faules Grab" - Metapher --> steht für die kurze Dauer des irdischen Lebens 

Strophe 2 - "Kummerdisteln", "Spital", "Krankheit", "Sklavenhaus", "Menschen dienen", "Grab" - Akkumulation --> inhaltliche Steigerung 

Vers 9 - "darauf wir Menschen bauen" - Inversion 

Vers 10 - "Abgott" --> der falsche Gott, das irdische Leben

"Fleisch" --> die Existenz, das Leben --> die Vergänglichkeit wird betont 

Vers 11 - "Komm Seele [...] und lerne weiter schauen" - Personifikation, Verstärkung durch den Imperativ 

Vers 13 - "Prangen" - Symbol für die Last des Lebens, für das Leiden 

Vers 15 - "Port" --> Metapher für den Himmel, für das Jenseits, für den Hafen des Jenseits 

10.9.16

Christian Hofmann von Hofmannswaldau: "Die Welt" (1679). Analyse und Interpretation. Teil 1

WAs ist die Welt / und ihr berühmtes gläntzen?
Was ist die Welt und ihre gantze Pracht?
Ein schnöder Schein in kurtzgefasten Gräntzen /
Ein schneller Blitz bey schwartzgewölckter Nacht.

Ein bundtes Feld / da Kummerdisteln grünen;
Ein schön Spital / so voller Kranckheit steckt.
Ein Sclavenhauß / da alle Menschen dienen /
Ein faules Grab / so Alabaster deckt.

Das ist der Grund / darauff wir Menschen bauen /
Und was das Fleisch für einen Abgott hält.
Komm Seele / komm / und lerne weiter schauen /
Als sich erstreckt der Zirckel dieser Welt.

Streich ab von dir derselben kurtzes Prangen /
Halt ihre Lust vor eine schwere Last.
So wirstu leicht in diesen Port gelangen /
Da Ewigkeit und Schönheit sich umbfast.

Der Text

Form:
- abwechselnd 10 und 11 Silben
- 4 Strophen

Metrum:
- fünfhebiger Jambus
- abwechselnd weibliche und männliche Kadenzen
Rhythmus: monoton, träge, melancholisch

Struktur:

- Vers 1 und 2 --> Fragen
- Vers 3-8 --> das lyrische Ich beschreibt, wie die Welt ist und antwortet auf die Fragen.
- Vers 11-16 --> das Jenseits, die Seele wird angesprochen

Inhalt: Der Leser wird aufgefordert, sich mit den Fragen zu beschäftigen. Wir leben in einer Scheinwelt, deren Grundlagen nicht stabil sind. Die Pracht der Welt ist eine Täuschung. Die Seele sollte die eitle Welt verlassen, auf der Welt nicht mehr verweilen, über sie hinausschauen. Das Leben ist eine schwere Last, der Mensch muss viele Schwierigkeiten bewältigen. Der Tod ist eine Art Befreiung, im Jenseits kann die Seele für immer bleiben.

Korrespondenz von Inhalt und Form: Im Zeitalter des Barocks herrschte Chaos (Dreißigjähriger Krieg, Glaubensspaltung). Die Form des Sonetts ist streng gehalten. Widersprüchlichkeit: Chaos ≠ strenge Form

Motive: Vergänglichkeit, Tod, Nichtigkeit, Schein und Wirklichkeit, Kritik an "carpe diem"

Interpretation: Die Seele ist unvergänglich. Sie sollte die Last des Lebens ablehnen, sich befreien. Der Körper, das Materielle sind vergänglich. Der Mensch sollte sich auf die Seele konzentrieren, weil sie ewig ist und weil er das ewige Glück im Jenseits erreichen kann. In der Gesellschaft achten die Menschen auf Nichtigkeiten, auf unbedeutende Sachen, die vergänglich sind.

Die Welt hat eine negative Atmosphäre. Das Jenseits wird positiv beschrieben - als der Ort des ewigen Glücks (religiöser Hintergrund). Die Erde als "Abgott" wird als nicht vollkommen geschildert, als eine Last. Im Jenseits gibt es keine Last, sondern Befreiung.

Der Mensch irrt sich, er wandert in Dunkelheit und erkennt sein wahres Ziel nicht. Er ist diesseitsorientiert, während die Welt traurig und leidvoll ist. Das Schöne lebt kurz. Nur die Fassade scheint schön zu sein, aber das Fundament ist nicht stabil. Im Jenseits gibt es Sicherheit, keine Gegensätze.

Intention: Das Gedicht hat einen belehrenden Charakter, typisch für den Barock. Der Mensch wird dazu aufgefordert, unwesentliche Sachen abzulehnen und sein Lebens auf das Jenseits auszurichten. Er sollte erkennen, dass nur die Seele wichig ist und dass nur sie ewig dauert. Der Mensch sollte positive, echte Werte suchen. Er wird vor der Nichtigkeit und Vergänglichkeit gewarnt.

Aktualität: Das Gedicht kann auch den modernen Menschen der Gegenwart ansprechen. Auch heutzutage haben die Menschen kein sicheres Fundament. Sie sind durch Konflikte, Krisen, Kriege verunsichert.

Kernaussage: Der einzige Ausweg für den verunsicherten Menschen ist das Jenseits. Der Mensch sollte das wirklich Wahre erkennen.

1.9.16

Wofür ist der gemeinsame europäische Referenzrahmen gut? (Meine Meinung)

Schon in meinem Studium, im Seminar "Methodik" habe ich mich mit dem GER auseinandergesetzt. Gleich nach dem Studium begann ich, als Deutschlehrerin zu arbeiten, also war der GER immer ein fester Bestandteil meiner Arbeit.

Ich komme aus Polen. Ich habe zwar nie in Polen unterrichtet, aber ich bin am Unterrichten der deutschen Sprache in Polen interessiert, ebenfalls an neuen Lehrwerken. Daher weiß ich, dass der GER auch in Polen unverzichtbar ist. Es gibt Kurse auf verschiedenen Niveaus, die Bezeichnungen von A1 bis C2 stehen auf allen Lehrwerken. Sie sind allgemein bekannt und werden im Alltag gebraucht.

Ich nutze den GER seit Jahren bei der Unterrichtsplanung. Ich benutze verschiedene Lehrwerke und der GER hilft mir bei der Orientierung und beim Finden eines Lehrwerks, das ich gerade brauche. Ich erzähle immer meinen Klassen über den GER, sodass es den Schülern und Schülerinnen leichter fällt, Bücher oder nur Übungen im Internet zu finden.

Meine Lernenden kennen den GER. Nicht immer genau, aber sie orientieren sich im Thema. Sie wissen, dass das Niveau A1 bedeutet, dass jemand Anfänger ist und dass C2 bedeutet, dass man eine Fremdsprache fließend spricht.
Sie erkennen die GER-Bezeichnungen auf den Lehrwerken. Im Juni hat eine der Klassen, die ich unterrichte, einen Sprachniveautest geschrieben. Das Ziel war es, zu ermitteln, ob die Lernenden das Niveau A1 erreicht haben.

Ich finde den GER hervorragend, und zwar aus folgenden Gründen:
- es ist einfacher, sich in Lehrwerken aus verschiedenen Ländern zu orientieren, sie zu suchen und zu finden
- man kann das Niveau der Lernenden eindeutiger einschätzen
- man kann die Lehrwerke besser vergleichen
- wenn jemand sagt: "Ich kann Deutsch auf B2", kann man sich etwas Bestimmtes darunter vorstellen


Ich kenne die Niveaustufen sehr gut, weil ich es mit ihnen im Alltag zu tun habe. Ich bediene mich vieler Lehrwerke und mache auch meinen Deutschlernenden bewusst, welches Niveau sie haben und wie sie die nächste Stufe erreichen können. Wenn es darum geht, wie die Niveaustufen gegeneinander abgegrenzt sind, habe ich das in meiner Arbeit gelernt. Früher habe ich über ein theoretisches Wissen verfügt, aber im Laufe der Jahre fiel es mir immer leichter, die Stufen abzugrenzen. 

28.8.16

Sommerkurs "Neuer Start in Deutschland"

Wie ich schon erwähnt habe, bin ich Lehrerin von Beruf. Seit über 6 Jahren unterrichte ich Deutsch als Fremd- und Zweitsprache. Seit Oktober 2015 habe ich eine Möglichkeit, auch Flüchtlinge zu unterrichten. Sie kommen aus Syrien, Afghanistan, Irak, Eritrea, Somalia oder Sudan.

Vom 15. August bis zum 26. August 2016 habe ich einen Sommerkurs geleitet (Niveau A1-A2). Es war eine sehr interessante Erfahrung - etwas Tolles für die Berufsbiographie. Es war ein Deutschkurs mit Berufsorientierung für Jugendliche. Manche habe ich aus der Berufsschule schon gekannt, andere habe ich kennen gelernt. Die Gruppe zählte 14 Personen.

Vormittags habe ich den Deutschkurs geleitet. Nachmittags fanden verschiedene Aktivitäten statt, die mit der Berufsorientierung verbunden waren. Mein Bericht:

I. Die Kursinhalte

1. Montag, 15. August 2016
a) Begrüßung und Anmeldung
b) Spielregeln
c) Wir lernen uns kennen
d) Einstufungstest. Teil 1
e) Wie heißen die Kontinente auf Deutsch?

2. Dienstag, 16. August 2016
a) Einstufungstest. Teil 2
b) "Von sich erzählen" - Sprechübungen
c) Was ist ein Kompositum?
d) Übungen zu Komposita

3. Mittwoch, 17. August 2016
a) Ergebnisse des Einstufungstests
b) Betriebsbesichtigungen am Dienstag (Firma Clemens, Firma Elsen, Krankenhaus Wittlich) - wir sprechen über unsere Eindrücke
c) Spiel zu Komposita (Gruppenarbeit)
d) "etwas aushandeln" - Redemittel und Beispiele


4. Donnerstag, 18. August 2016
a) Vortrag über Bewerbung und Ausbildungsplätze - unsere Eindrücke
b) "etwas aushandeln" - Sprechübungen
c) Wortschatzübungen: "Termine und Einladungen", "Freunde und Kontakte"
d) Wie beschreibe ich ein Bild? - Redemittel, Beispiele und Sprechübungen

5. Freitag, 19. August 2016
a) Übungen zum Hörverstehen
b) "Kinderarzt oder Arztkinder?" - Wortschatzübungen
c) "Im Haushalt": Wie heißen die Tätigkeiten?

6. Montag, 22. August 2016
a) "Wo und wie möchten die Jugendlichen wohnen?" - Leseverstehen
b) Wortschatzübungen & Wiederholung: "Menschen und Leute", "Die Familie",     "Wie können Menschen sein?", "Essen und trinken", "Geschäfte und mehr"
c) Übungen zum Höverstehen

7. Dienstag, 23. August 2016
a) die Säubrenner Kirmes - wir sprechen über unsere Eindrücke
b) Wortschatzübungen: "Einkaufen"
c) "Zahlen ausschreiben" - Übungen
d) regelmäßige Verben - Arbeit mit Bildkarten

8. Mittwoch, 24. August 2016
a) Betriebsbesichtigungen am Dienstag (Firmen Procontur und Meeth) - wir sprechen über unsere Eindrücke
b) "Was es in der Stadt alles gibt" - Wiederholung
c) Übungen zur Mehrzahlbildung
d) Was ist eine Lernstrategie?
e) Wir lernen verschiedene Lernstrategien kennen
f) selbständige Erstellung einer Mind map

9. Donnerstag, 25. August 2016
Ausflug nach Trier

10. Freitag, 26. August 2016
a) Übungen zum Hörverstehen
b) Übungen zu W-Fragen
c) Abschlussreflexion

Vormittags wurde an der Grammatik und am Wortschatz gearbeitet. In der letzten Stunde legte ich Wert darauf, dass die Kursteilnehmer spielerisch lernen. Es ist normal, dass sie kurz vor der Mittagspause ungeduldig waren. So wollte ich mit ihnen keine neuen grammatischen Themen behandeln - es hätte keinen Sinn gemacht.

Lernstrategien - es ist ein Thema, das im Unterricht leider vernachlässigt und so gut wie nicht angesprochen wird. Ich habe den Kursteilnehmern erklärt, was Lernstrategien sind. Die wichtigsten Aspekte:

a) Arbeit mit Vokabelkarteikarten
b) Vokabelnhefte
c) das Lernen planen - wie und wann? alles auf einmal?
d) Was ist wichtig? Was ist nicht so wichtig?
e) mit Bekannten / Freunden auf Deutsch sprechen / schreiben
f) Mind maps
g) Filme auf Youtube
h) im Kontext lernen

II. Ausbildung & Freizeitaktivitäten

Die Kursteilnehmer hatten eine Möglichkeit, Informationen über die Ausbildung sowie  verschiedene Ideen für die Zukunft zu bekommen. Es gab Betriebsbesichtigungen. In Wittlich gibt es ein großes Industriegebiet - so haben wir Firmen Clemens (Maschinenbau), Elsen (Logistik), Meeth (Fenster und Haustüren) und Procontur (Blech und Kunststoff) besucht. Wir waren auch im Krankenhaus Wittlich. Immer war ich dabei und muss zugeben, dass ich es nicht bereue! Ich habe Dinge gesehen, die man normalerweise nicht sieht (z.B. den Waschraum, die Küche oder das Medikamentenlager im Krankenhaus).

Wofür waren Betriebsbesichtigungen gut?
a) Informationen über die Betriebe - Produkte, Dienstleistungen, Mitarbeiter, Auszubildende, Arbeitszeiten
b) Informationen über die Ausbildung in Deutschland - Ausbildungsberufe, Praktika, Ausbildungsplätze, Bewerbung
c) Möglichkeit, Arbeitsmethoden und Produktionsprozesse kennen zu lernen 

Zu Freizeitaktivitäten zählten der Besuch in der Boulderhalle in Wittlich sowie der Ausflug nach Trier, das die älteste Stadt Deutschlands ist.

Ich freue mich sehr, diesen Sommerkurs geleitet zu haben. Was nehme ich mit?

a) Vor allem freue ich mich über das Vertrauen.
b) Jede Gruppe, jeder Kurs sind eine neue Berufserfahrung.
c) Auch verschiedene Hintergrundgeschichten werde ich nicht vergessen.
d) Neue Arbeitsblätter, die ich erstellt habe, werde ich weiter benutzen.
e) Betriebsbesichtigungen waren auch für mich etwas völlig Neues.